Leningrad. den 4. Mai 1926
Herrn Stefan Zweig
>Salzburg
Kapuzinerberg 5.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Ihren werten Brief vom 20-ten März, so wie das Manuskript und die schon in Druck erschienene Novelle haben wir s Z erhalten. Wir sprechen Ihnen unseren herzlichsten Dank für deren Zusendung aus und bitten unsere etwas versäumte Antwort freundlichst entschuldigen zu wollen. Unsere Unpünktlichkeit erklärt daraus, dass die Novelle «Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau» schon seit Januar sich im Besitze einer der Verlage befand und wir Mühe hatten den Verleger zu bewegen, uns die Übersetzung der Novelle zu überlassen, damit beide Novellen in einem Buche erscheinen könnten; erst jetzt ist es uns gelungen von ihm Ihre Schrift zu erwerben. Es tat uns herzlich leid, dass sie uns nicht unmittelbar nach ihrem Erscheinen von Ihnen zugegangen sei, wir wären dann nicht in die Lage gesetzt worden, die Antwort dermaßen zu verzögern.
Großes Interesse erweckte in uns der Inhalt beider Novellen. Die Übersetzung der zweiten Novelle ist schon vorgenommen und wird in Kürze, mit der von dem anderen Verleger schon ins Russische übertragenen Novelle der Zensur übergeben; sofort nach erhaltener Bewilligung seitens der Zensur, werden sie ohne Aufschub dem Druck übergeben.
Jetzt wäre noch die Frage des Honorars zu erledigen. In unserem Briefe vom 23-ten Januar baten wir Sie ergebenst, uns von demselben Mitteilung zu machen; in Ihrer Antwort vom 8-ten Februar machten Sie den Vorschlag, dass dieselbe von uns ausgehen möchte. Wir sind dadurch in eine etwas schwierige Lage gekommen. Wir können es kaum übernehmen, das Honorar für fremde Arbeit zu bestimmen, außerdem ist das der erste Fall in unserer Praxis einer derartigen Übereinstimmung. Wir ziehen es natürlich vor, uns mit der Verfassern unmittelbar in Verbindung zu setzen, sind aber — da doch keine Konvention [78] zwischen Deutschland und U.S.S.R. existiert — nicht garantiert, dass ein und dasselbe Buch nicht auch in anderen Verlagen erscheint, wenn auch mit [79] einiger Verspätung.
Um aber Ihrem Wunsche Folge zu leisten, können wir Ihnen für die nicht in Druck erschienene Novelle «Aus den Aufzeichnungen eines alten Mannes» eine Summe von 30 Rbl. für 40.000 typographische Zeichen anbieten unter der Bedingung, dass das Werk erst 2 Monate nachdem es in unserem Verlage erschienen , im Auslande erscheint. Was die Novelle «Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau» anbetrifft, so kann sie leider nicht in Betracht gezogen werden, da sie schon seit Monaten erschienen und vom Verleger erworben werden musste.
Die Abrechnung des Honorars erfolgt nach der von der Zensur erhaltenen Bewilligung in zwei Terminen: einen Monat und drei Monate nach dem Erscheinen des Buches.
Ihnen, auf Ihren speziellen Wunsch von unseren Bedingungen Mitteilung machend, erlauben wir uns, Sie höfl, zu ersuchen uns ganz offenherzig mitzuteilen, ob dieselben Ihnen annehmbar erscheinen.
Sie würden uns zu großem Dank verpflichten, wenn Sie es freundlichst übernehmen würden, uns zu benachrichtigen, wann, wo und in welchem [80] Verlag Ihr Buch «Verwirrung der Gefühle» erscheinen soll, gleichzeitig uns auch in Kenntnis setzen würden, wann Sie die dritte Novelle zu beenden beabsichtigen.
Um Zusendung neuer nicht in Druck erschienenen Schriften würden wir Sie dringend und ergebenst ersuchen.
Gleichzeitig übersenden wir Ihnen unter Kreuzband ein von Ihnen gewünschtes russisches Exemplar: «Die Augen des ewigen Bruders», das nicht in unserem Verlage erschienen ist.
Ihrer liebenswürdigen möglichst schnellen Antwort freundlicht entgegensehend, zeichnen wir hochachtungsvoll.
Оригинал письма на русском языке:
4 мая 1926 г.
Мы своевременно получили Ваше любезное письмо от 20 марта с.г., а также и рукопись, состоящую из 2 новелл. Мы очень Вам благодарны за их присылку и просим извинить промедление в ответе, объясняемое тем обстоятельством, что по получении рукописей мы столкнулись с таким фактом, что первая новелла «Двадцать четыре часа из жизни одной женщины» уже переводится другим издательством