Правда Виктора Суворова - страница 88

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AUSLÄNDISCHE NACHRICHTENAGENTUREN

Nr. V24, Berlin, 28.11.39

abgeschl.l 1.00 Uhr

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HAVAS


28.11

Genf

Warum hat Sowjetrussland den Vertrag mit Deutschland unterzeichnet? Zeit langem schon fragt sich die öffentliche Meinung der Welt, und sie fragt sich noch immer, welches die Beweggründe der Regierung der Sowjetunion gewesen sind, als sie am 19 Oktober die poltischen und wirtschaftlichen Verträge mit Deutschland unterzeichnete. Man wusste bisher noch nicht, unter welchen Bedingungen S t а 1 i n bei dieser Wendung seinen Politik die einmü tige Zustimmung des Polit-Büros erhalten hatte. Heute nun ist der Schleier gelüftet. Aus Moskau, und zwar aus durchaus zuverlässiger Quelle, hat man genaueste Meldungen über den Verlauf der Sitzung erhalte welche auf Ersuchen Stalins am 19. August um 10 Uhr abends stattgefunden hat, und darüber hinaus hat man genaue Einzelheiten über die Rede in Erfahrung gebracht, die Stalin aus diesem Anlass gehalten hat. Am 19 August abends waren die Mitglieder des Polit-Büros zu einer dringenden und geheimen Sitzung zusammenberufen worden, an welcher die führenden Leiter der Komintern, jedoch nur diejenigen der russischen Sektion, teilnahmen. Keiner der ausländischen Kommunisten und nicht einmal der Generalsekretär der Komintern, D i m i t г о f f, war zu dieser Sitzung eingeladen worden, die zu dem Zweck einberufen worden war, der übrigens aus der Tagesordnung nicht zu ersehen gewesen ist, einen Bericht Stalins entgegenzunehmen Stalin ergriff sogleich das Wort. In seiner Rede führte er im wesentlichen folgendes aus: «Krieg oder Frieden, diese Frage ist in ein kritisches Stadium getreten. Ihre Lösung hängt ganz und gar von der Haltung der Sowjetunion ab. Wir sind durchaus der Überzeugung, dass wenn ein Bündnisvertrag mit Frankreich und England geschlossen wird, Deutschland genö tigt ist, vor Polen zurü ckzuweichen und mit den Westmä chten einen modus vivendi zu suchen. Auf diese Weise kann der Krieg vermieden werden, und dann wird die spä tere Entwicklung der Dinge für uns einen gefährlichen Charakter annehmen. Wenn wir hingegen den Ihnen bekannten Vorschlag Deutschlands annehmen und mit Deutschland einen Nichtangriffspakt abschliessen, wird Deutschland ganz bestimmt Polen angreifen, und dann wird eine Intervention Frankreichs und Englands unvermeidlich. Unter diesen Umstä nden haben wir grosse Aussichten, abseits des Konfliktes zu bleiben, und können mit Vorteil abwarten, bis die Reihe an uns kommt. Dies aber ist gerade, was unser Interesse erfordert. Unsere Wahl ist somit klar: wir müssen den deutschen Vorschlag annehmen und die englisch-französische Delegation mit höflichem Bedauern nach Hause schicken. Es ist nicht schwierig, den Vorteil zu erkennen, den wir aus diese Methode ziehen werden.

Es steht für uns fest, dass Polen zu Boden liegt, ehe England und Frankreich überhaupt nur in der Lage sind, ihm zuhilfe zu kommen. In diesem Falle tritte Deutshchland uns einen Teil Polens bis an die Grenze von Warschau ab und zwar einschliesslich Galiziens und der Ukraine. Deutschland lä sst uns ferner in den drei baltischen Staaten jede Handlungsfreiheit. Es widersetzt sich nicht einer Rückehr Bessarabiens nach Russland. Es ist bereit, uns Rumänien, Bulgarien und Ungarn als Einflusszonen zuzugestehen. Es bleibt dann lediglich die Frage Jugoslawiens offen, deren Lösung von der von Italien einzunehmenden haltung abhängt. Sollte Italien an der Seite Deutschlands bleiben, dann würde Deutschland von Italien fordern, dass Jugoslawien zu seiner Einflusszone gehört, und es würde darüber hinaus auch von Jugoslawien einen Zugang zum Adriatischen Meer erhalten. Wenn aber Italien nicht mit Deutschland geht, dann wird sich Deutschland auf Kosten Italiens einen Zugang zur Adria verschaffen, und in diesem Falle würde Jugoslawien zu unserer Einflusszone gehören, dies zum mindesten für den Fall, dass Deutschland aus dem Kriege als Sieger hervorgeht. Wir müssen jedoch auch die Möglichkeit ins Auge fassen, dass Deutschland aus dem Kriege als Sieger, ebensogut aber auch als Besiegter hervorgeht. Prüfen wir den fall einer deutschen Niederlage. England und Frankreich werden in diesem Falle noch genügend stark sein, um Berlin zu besetzen und um ein sowjetisches Deutschland zu vernichten, und wir würden nicht in der Lage sein, einem solchen sowjetischen Deutschland wirksam zuhilfe zu kommen. Es ist somit unser Bestreben, dass Deutschland den Krieg möglichst lange aushalten kann, damit England und Frankreich ermüdet und derart erschöpft sind, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ein sowjetisches Deutschland zu Boden zu werfen. Aus dieser Überlegung ergibt sich unsere Haltung: Wir bleiben zwar neutral, doch stehen wir Deutschland wirtschaftlich bei, indem wir ihm Rohstoffe und Lebensmittel liefern. Dabei versteht es sich jedoch von selbst, dass unsere Hilfe eine gewisse Grenze nicht ü berschreiten darf, damit wir unsere eigene wirtschaftliche Lage nicht kompromitieren und die Macht unserer Armee nicht schwä chen.


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